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Die ICOSS 1 Umfrage ist ausgewertet, die Studie zu “Schlaflosigkeit, Angstzustände und Depressionen während der COVID-19-Pandemie” ist Online

Wir freuen uns mitteilen zu können, dass die ersten Publikationen der ICOSS 1 Studie soeben veröffentlicht worden sind. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen KollegInnen, die an dem Projekt gearbeitet haben, für die produktive, kooperative und anregende Zusammenarbeit bedanken, allen voran Markku Partinen (Universität Helsinki) der das Projekt initiiert hat und Charles Morin (Centre de Recherche CERVO/Brain Research Center, Université Laval, Québec, Canada), der Erstautor dieser eloquent geschriebenen Publikation über Insomnie unter Covid-19.

In diesem Artikel möchte ich Ihnen einen kurzen Überblick in deutscher Sprache bieten und erste Gedanken zu der Datenauswertung mitteilen. Ein Link zur vollständigen Veröffentlichung auf dem Journal Elsevier setze ich am Ende dieses Artikels. Wie die meisten internationalen Veröffentlichungen ist diese in Englischer Sprache.

Thema der Studie ins Deutsche:

Die COVID-19-Pandemie hat beispiellose Veränderungen in den Bereichen Soziales, Arbeit und Freizeit mit sich gebracht, was insgesamt wiederum Schlaf und das psychische Wohlbefinden beeinträchtigt hat. Diese Studie dokumentierte die Prävalenz (Vorkommen) von Schlaflosigkeit, Angst und Depression sowie ausgewählter Risikofaktoren (COVID-19, Lockdown, finanzielle Belastung, soziale Isolation) während der ersten Pandemiewelle in 13 Ländern weltweit.

Gestaltung und Teilnehmer

Es handelt sich um eine internationale, multizentrische, harmonisierte Onlinebefragung von 22.330 Erwachsenen (Durchschnittsalter = 41,9 Jahre, Altersspanne 18–95; 65,6% Frauen) aus der Allgemeinbevölkerung in 13 Ländern und vier Kontinenten. Die TeilnehmerInnen und Teilnehmer wurden eingeladen, an einer standardisierten webbasierten Umfrage zu Schlaf und psychischer Befindlichkeit während der ersten Welle der COVID-19-Pandemie von Juni bis August 2020 teilzunehmen.

Die Analyse der Daten wird in der Publikation gut nachvollziehbar wiedergegeben.

Schlafprobleme hatten 36,7% der Befragten, 17,4% litten unter einer Schlafstörung. Betroffen waren mehr Frauen als Männer und mehr Jugendliche. Dabei litten die Menschen am meisten während der ersten Welle. Unterschiede zwischen Ländern sind deutlich geworden: die Zahl der Betroffenen war am niedrigsten in Asien und am höchsten waren sie in Brasilen, Kanada, Norwegen, Polen, USA und UK. Das Risiko von Schlaflosigkeit war bei Teilnehmern höher, die angaben:

  • an COVID-19 erkrankt zu sein
  • einer größeren finanziellen Belastung ausgesetzt zu sein
  • vier bis fünf Wochen im Lockdown gewesen zu sein
  • entweder allein oder aber
  • mit mehr als fünf Personen im selben Haushalt zu leben.

Diese Angaben blieben signifikant, auch nachdem nach Alter, Geschlecht und psychologischen Symptomen kontrolliert worden war.

Die Ursachen dieser Schlafstörungen hängen mit Ängsten und Depressionen zusammen, die aus den multiplen Stressoren resultieren, denen die Menschen ausgesetzt waren und teilweise bis heute noch sind. Diese Stressoren sind z.B. Zukunftsängste (finanzielle Schwierigkeiten), Home Schooling, Soziale Isolation, Erkrankung an COVID-19, und viele andere. Die COVID-19 Landesinzidenzrate spielte dabei eine eher untergeordnete Rolle.

Es gibt unterschiedliche, mögliche Auslegungen, warum die dramatischeren Zahlen bei der ersten Welle stattgefunden haben. Es kann daran liegen, dass die Menschen zunächst unter Schock standen, einer solchen fremden und unerwarteten Situation ausgesetzt zu sein. In diesem Fall würde es bedeuten, dass sie sich teilweise ab einem bestimmten Zeitpunkt damit abgefunden haben. Es kann jedoch auch daran liegen, dass viele den Fragebogen zu einem Zeitpunkt ausgefüllt haben, da es kaum noch Maßnahmen gab, sie sich also wieder von den vergangenen Geschehnissen erholt haben. Die zweite ICOSS Umfrage, die wir derzeit durchführen, könnte darüber Aufschluss geben, ich möchte daher wieder um Teilnahme bitten, Link zur ICOSS 2 Umfrage lautet ICOSS2ndsurveyAUSTRIA.

Anmerkung
Auf eine Schwäche der Umfrage möchte ich ebenfalls hinweisen: es ist möglich, dass gerade die Menschen, die am meisten unter der Situation gelitten haben, eher dazu tendierten, überhaupt an der Umfrage teilzunehmen, um sich mitteilen zu können.

Nichts destotrotz stehen wir hier vor weiteren massiven Gesundheitsproblemen, denn wir wissen, dass Angststörungen, Depressionen und Schlafstörungen sowohl zu psychischen als auch zu physischen Erkrankungen führen, wie zum Beispiel Herz-Kreislauf- oder Magen-Darm-Erkrankungen, Diabetes, usw…). Für die Krankenkassen bedeutet dies einen weiteren finanziellen Verlust, für die Arbeitswelt einen Leistungsverlust, für die Krankenhäuser wiederum weitere Überbelastungen, für die Staaten eine geschwächte Wirtschaft und für den einzelnen Menschen mehr Leiden, was im schlimmsten Fall zu einem chronischen Zustand werden könnte. Dies gilt es zu vermeiden.

Was kann man dagegen unternehmen?
Was jeder einzelne gegen Schlafstörungen für sich und sein Umfeld tun kann, habe ich in vielen anderen Artikeln und Publikationen bereits erläutert. Dafür gibt es zum Beispiel unsere Schlafcoaching (®Holzinger & Klösch)-Methode, die wir in Büchern präsentiert haben und auch regelmäßig in Webinarform anbieten. Einige Artikel hierzu finden sich auf der Webseite unseres Instituts (www.schlafcoaching.org oder www.traum.ac.at). Gelehrt wird diese Methode an der MedUni Wien (www.meduniwien.ac.at/zk-schlafcoaching).

Prävention
Die Frage, die sich als Fazit zu unserer Studie stellt, ist vielmehr, wie man vermeiden kann, dass es überhaupt zu solch doch offensichtlich massiven gesundheitlichen Einbußen kommt. Als Psychotherapeutin, die diese Studie in Österreich betreut, würde ich mir wünschen, bei der Festsetzung der Maßnahmen auch die in unserer Studie erläuterten psychologisch-gesundheitlichen Aspekte mehr zu berücksichtigen und zu erwägen, welche Maßnahmen oder Aufhebung von Maßnahmen am Ende den geringsten gesellschaftlichen bzw. gesundheitlichen Schaden verursachen. Die hier erhobenen Daten sollen dazu beitragen, die Gesundheit der Bevölkerung zu fördern.

Anbei noch der Link zu unserer Online Publikation (Erstautor: Charles Morin): https://authors.elsevier.com/c/1dj7u4y2NqzI2a