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Einstieg ins Luzide Träumen

Von DILD zu MILD vorbei an Reality Check: die Tipps und Tricks zum Erlernen luzider Träume klingen oftmals nach einer mechanischen Gebrauchsanleitung, bei der man ständig versucht zu verstehen, was sich hinter Kürzel und Fachbegriffe verbergen könnte. Dabei kann der Weg zum ersten Luziden Traum geprägt sein von erhellender Glücksmomente, eine Suche bei der schon der Weg dazu führt, dass man sich selbst näherkommt.

Bewusst Traumwelten erschaffen

Gehen wir zunächst ein Stück zurück und stellen uns die Frage, was ein luzider Traum überhaupt ist. Ein Luzider Traum, auch Klartraum genannt, ist ein Traum in dem wir uns bewusst sind, wer wir sind, dass wir träumen und in dem wir den Traumplot bewusst beeinflussen können. Wir können uns dafür entscheiden, den Traumplot von unserem Bewussten Ich unbeeinflusst seinen Lauf zu gewähren, doch auch dabei wissen wir, dass wir eine Wahl haben und jederzeit eingreifen können.

Kann oder soll jeder luzid träumen (lernen)?

Kinder tendieren oft dazu, spontan luzid zu träumen. Haben Erwachsene jedoch als Kind noch nie luzid geträumt, so geschieht es selten, dass sie spontan im Traum Luzidität erleben. Erlernen kann es jedoch fast jeder. „Wozu sollte ich das luzide Träumen lernen?“, ist eine Frage, die oft gestellt wird, seit der luzide Traum an Popularität gewonnen hat. Stellt sich jemand diese Frage, dann ist der luzide Traum womöglich nicht der Weg, den diese Person einschlagen möchte. Erzwingen sollte man einen luziden Traum jedenfalls nicht, denn wenn sich das Unbewusste dagegen wehrt, mag er seine Gründe dafür haben.

Es spricht dennoch für viele Menschen einiges dafür, luzid zu träumen. Einige der gängigsten Anwendungsgebiete sind das Überwinden von Albträumen (vor allem bei Posttraumatischen Albträumen), das Üben von Bewegungsabläufen ohne Verletzungsrisiko (für Profi- und Amateursportler), das bessere Erinnern an das Traumgeschehen, im Dialog mit seinem Unbewussten treten, und viele Gründe mehr.

Ein Grund luzid träumen zu wollen, wird viel zu selten genannt: das Gefühl reinen, ungefilterten, ungetrübten Glück zu erleben. In Traum nehmen wir Gefühle intensiver wahr, vielleicht auch zum Teil, weil wir nicht versuchen, sie zu unterdrücken oder sie zu verbergen. Sie können sich ungehindert und frei entfalten, so auch das Gefühl des Glücks, dem wir leider bei unserem Bestreben viel zu selten eine zentrale Rolle zukommen lassen.

In einige Fällen mag es besser sein, den Rat eines mit luzidem Träumen vertrauten Therapeuten zu suchen, ehe man mit der Suche nach einem luziden Traum beginnt: wer bereits dazu neigt, sich von der Realität zurückzuziehen oder Tendenzen zu Kontrollsucht hat, mag vielleicht eher davon Abstand nehmen wollen.

Luzides Träumen lernen

Die viel gepriesenen Tricks und Tipps zum Erlernen des Luziden Träumen können für einige Menschen funktionieren, daher erwähne ich sie in aller Kürze. Tagsüber sich öfters die Frage zu stellen: „Träume ich?“ führt dazu, dass man sich diese Frage viel eher während eines Traumes selbst stellen wird. Dieses regelmäßige „Reality Check“ könnte infolge dazu führen, dass man während des Träumens Luzid wird, also einen sogenannten DILD erfährt (Dream Induced Lucid Dream). Ein geeigneter und oft empfohlener „Reality Check“ wäre zum Beispiel einen kurzen Text zwei Mal lesen. Im Traum ist es nicht möglich, zwei Mal dasselbe zu lesen, der Text wird also verschwinden, in sich zusammenfallen, bzw. sich beim zweiten Lesen ändern. Fazit daraus wäre: „also träume ich!“. Der zweite Weg zum luziden Traum setzt auf MILD (Mnemonic Induction of Lucid Dream) und daher auf Meditation vor dem Einschlafen.

An diesem Punkt möchte ich nochmals betonen, dass der Mensch keine Maschine ist, diese Herangehensweise klingt jedoch sehr technisch, was für viele am luziden Traum eher abschreckend wirkt. Der Luzide Traum ist jedoch keine technische, virtuelle Realität, denn wir befinden uns während des Traums in unsere eigene Psychodynamik. Wenn also jemand spürt, dass es ihm widerstrebt luzid zu träumen, oder es ihm ungewöhnlich schwer fällt es zu erlernen, dann mag dies möglicherweise aus Selbstschutz passieren. Das ist dann auch gut, es nicht zu forcieren. Wer aber hingegen, sich nur von dieser technischen Beschreibung abgeschreckt fühlt, der kann einen anderen Weg finden, der ihm eher zusagt und sich mehr mit dem Menschen selbst beschäftigt.

Die Awareness Methode zur Annäherung am Luziden Traum

Sich mit Träumen zu beschäftigen und den Wunsch zu haben, sie luzid zu erleben, ist bereits ein erster Schritt im Erlernen des Luziden Träumens. Je mehr man sich mit dem Thema beschäftigt, desto wahrscheinlicher wird es, klar bzw. luzid zu träumen. Als zweiten Schritt empfehle ich das Führen eines Traumtagebuchs: am besten schreibt man den Trauminhalt gleich nach dem Erwachen auf, solange die Erinnerung noch vorhanden ist, und vermerkt gleich dazu, ob der Traum Luzid oder prä-Luzid war. Prä-Luzid ist, wenn uns bewusst wird, dass wir träumen, aber wir den Traumplot noch nicht beeinflussen können. Führen wir regelmäßig ein Traumtagebuch, erinnern wir uns öfters an unsere Träume, daher erleben wir schon an diesem Punkt einen großen Gewinn an Kreativität und Selbsterkenntnis. Wir entdecken, womit sich unser Unbewusste Selbst beschäftigt.

Klarheit in den Traum hinein zu bewahren, wie es in der MILD Methode beschrieben wird, macht Sinn. Das Meditieren muss allerdings nicht unbedingt vor dem Schlafengehen passieren, denn Menschen die viel meditieren träumen oft spontan luzid. Luzides Träumen ist ja auch eine Art Meditation, nur dass diese im REM-Schlaf stattfindet. Man kann das luzide Träumen auch als eine Trance oder ein paradoxes Träumen bezeichnen. Diese Zusammenführung aus Tiefenentspannung und Konzentration ist mit einem hypnotischen Zustand vergleichbar.

Ein Gestalttherapeut, wie ich eine bin, spricht mehr von Haltung, nicht von Training oder Lernprozess. Haltung und Entscheidung: das luzide Träumen als Herzenswunsch. Es gibt in der englischen Sprache ein wundervolles Wort, das sehr gut diese innere Haltung beschreibt: „awareness“, zu Deutsch: Bewusstsein, Aufmerksamkeit und Wahrnehmung. Mit „awareness“ den Tag erleben, meditieren, den Geist von Stress befreien und mit dieser Ruhe und Gelassenheit in den Schlaf eintauchen:

Ist diese Haltung erst verinnerlicht, wird sie auch in die Welt der Träume einfließen und die natürliche Folge daraus ist, dass die Pforten zu dieser wundervollen Welt des Luziden Träumens sich öffnen.

Weiterführende Literatur und Information